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MotivationsCamp Eilenburg 2
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Regionale Wertschöpfung

In unserer Region stehen nachwachsende Rohstoffe (NaWaRo), wie beispielsweise Hanf, Stroh und Holz als Erzeugnisse der Forst- und Landwirtschaft bereits zur Verfügung. Zudem sind natürliche Vorkommen, wie Lehme und Kaolintone vorzufinden und werden regional gewonnen. Der Naturbau Campus möchte mit den natürlich vorkommenden und nachwachsenden Rohstoffen der Region Wertschöpfungsketten im Bereich „nachhaltiges Bauen“ aufbauen. Ein Schlüssel hierfür liegt in der Bildung, Vernetzung und der Auseinandersetzung mit neuen Herstellverfahren, Prozessketten, Baustoffen und Produkten. 

Der Naturbau Campus will ein Zentrum für diese Aktivitäten sein und damit die Entwicklung und Stärkung kurzer und sicherer Lieferketten und die Entwicklung neuer Produkte ermöglichen. Mit dem Netzwerk rund um den Naturbau Campus wird Raum für Synergien und Innovationen im Bereich nachhaltiges Bauen mit nachwachsenden und regionalen Rohstoffen geschaffen. Durch Einbindung der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig fließt Forschungskompetenz in das Projekt ein, von der wiederum die teilnehmenden Unternehmen profitieren können.

Hanf 

Unter den natürlichen Dämmstoffen ist Hanf der wohl am schnellsten nachwachsende: Jedes Jahr wird geerntet, geröstet und dann zu Stopfwolle, Schüttung, Einblasdämmung, Strukturschäben und verschiedenen Vliesen und Matten verarbeitet. Aus der bis zu 4 Meter hohen Hanfpflanze wird eine robuste Faser gewonnen, die dank ihrer Materialeigenschaft (enthält kein Eiweiß) die Anforderungen an Wärme-, Schall-, Brandschutz oder Schutz vor Nagerbefall erfüllt. Deshalb wird Hanf so natürlich belassen wie er ist und nicht mit Schutzmitteln behandelt. Würde er auf dem Feld gespritzt wie sonst Getreidesorten, so würde er durch die Pestizide zerstört werden. Also 100% Hanf. 

Hanf gehört zu den Dämmstoffen, die in unserer Region traditionell verwendet wurden, teils auch in Kombination mit Lehm. Allerdings gab es bisher keine funktionierenden regionalen Wertschöpfungsketten mehr für regionalen Stopfhanf. Durch die Netzwerk-Aktivitäten der Wirtschaftsförderung Nordsachsen im Rahmen des Naturbau Campus konnten Landwirt*innen aus Nordsachsen und ein Händler für ökologische Baustoffe miteinander in Kontakt gebracht und eine neue Wertschöpfungskette für nordsächsischen Stopfhanf aufgebaut und verstetigt werden.  

Schafwolle als Dämmstoff 

Der Naturbau Campus hat sich zum Ziel gesetzt, die Potenziale für die Verwendung der in Nordsachsen und darüber hinausgehenden Regionen anfallenden Schurwolle zur Verwendung als Dämmstoff zu erforschen. 

Für eine zielgerichtete Erarbeitung der Möglichkeiten und Potenziale benötigt es eine weitreichende Untersuchung der bauphysikalischen Eigenschaften sowie der ökologischen und ökonomischen Rahmenbedingungen. Erkenntnisse aus einer Machbarkeitsstudie zur Verwendung regionaler Schafwolle für die Herstellung von Dämmstoffen der HTWK Leipzig und dem Versuchsgut Köllitsch werden in die Praxis übersetzt und wichtige Akteur*innen zusammengebracht.

Unsere Aktivitäten in 2025 werden gefördert durch den Eku-Zukunftspreis / simul+.

Mehr erklären wir in unserem Bewerbungsvideo für den Preis

Kaolin

Kaolin ist allgemein auch unter den Bezeichnungen Argilla, Bolus, China Clay oder Porzellanerde bekannt und ist eine Sammelbezeichnung für Tongesteine, die den Tonerde-Rohstoffen des Bergbaus zugerechnet werden. Kaolin besteht überwiegend aus den Mineralien Kaolinit, Halloysit und Dickit und bildet dichte, bröckelige oder mehlige, mit Wasser plastisch werdende Massen, die sich je nach Konsistenz mager oder fettig anfühlen. Die Farbe ist meistens weiß, es gibt aber auch Kaolinvorkommen, die braun, rot, gelb oder grau sind. Ein hochwertiges Kaolin ist leuchtend weiß, so wie es zum Beispiel für das Meißner Porzellan verwendet wird. Seit 1764 wird im kleinsten Bergwerk Deutschlands in Seilitz (bei Meißen) eines der hochwertigsten Kaoline abgebaut, das nur für die Meißner Porzellanmanufaktur bestimmt ist.

Kaolinvorkommen gibt es weltweit – das “weiße Gold“ findet sich in fast der Hälfte aller für den täglichen Gebrauch hergestellten Produkte sowie in der Medizin und der Pharmazie. Das bedeutendste Kaolinrevier in Deutschland befindet sich bei Hirschau-Schnaittenbach in der Oberpfalz. Weitere wichtige Kaolinvorkommen befinden sich in Cornwall (England), in Böhmen (Tschechien), in Galizien (Spanien), in der Bretagne (Frankreich), in der Ukraine, in Mexiko und China, in Japan, in den Bundestaaten Nevada und Colorado (USA).

Aber auch in unserer direkten Nachbarschaft im Landkreis Nordsachsen gibt es beachtliche Kaolinvorkommen. Dieser Kaolinitton, ursprünglich ein vulkanisches Urgestein, ist besonders rein und fein und wird hauptsächlich für die Feinkeramikindustrie verwendet. In den verschiedenen Verarbeitungsschritten entsteht eine Menge Bergemasse, die sich nicht mehr für die Keramikverarbeitung eignet. Der Kaolingehalt in diesem “minderwertigen“ Kaolin ist aber noch so hoch, dass er als Rohstoff für Naturfarben und Putze in Betracht kommt. Der Naturbau Campus setzt hier an für die Entwicklung neuer regionaler Wertschöpfungsketten. Erste Tests, aus dieser Bergemasse neue Kaolinfarben herzustellen, waren erfolgreich. Für die weitere Verfeinerung sollen keine synthetischen Bindemittel oder andere synthetische Stoffe zum Einsatz kommen, die Rezepturen werden einfach gehalten. Das Ziel sind alltagstaugliche, rein natürliche und kreislauffähige Produkte aus Sachsen.

Regionale Strohballen für Strohelemente

Durch Vermittlung des Naturbau Campus konnte ein Hersteller von lastabtragenden Strohelementen für den Neubau klimapositiver Gebäude mit regionalen Landwirt*innen vernetzt werden. So kann die Produktion der Strohelemente am Standort Oschatz auf dem Gelände der Alten Filzfabrik mit lokalem Stroh ermöglicht werden.